Unser Bundeskanzler hat schon immer gewusst, dass Putin das russische Gas als wirtschaftliche Waffe gegen uns richten wird. Das mag man ihm persönlich glauben oder es lassen.
Fakt ist, dass es auch schon vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine Mahner gab, die unsere Abhängigkeit von billigem Gas thematisiert haben. Spätestens aber mit der zunächst vorübergehenden Einstellung von Lieferungen über Nord Stream 1 im Juli wurde jedem klar, dass es gefährlich wird.
Was aber tun, wenn uns diese Energieform nun nicht mehr im gewohnten Maß zur Verfügung steht? Hier ist jeder Einzelne – und auch jedes Unternehmen gefragt, seine eigene Strategie zu entwickeln.
Was liegt bei einem IoT-Lösungsanbieter näher, als dabei auch auf IoT zu setzen…?
Risikomanagement
Doch zunächst einmal müssen Unternehmen ihre Risiken ermitteln und priorisieren. Daraus erst ergeben sich die Lösungsansätze.
Wir wollen zum Einen keine Szenarien verhindern, deren Auswirkung auf das Unternehmen irrelevant sind. Zum Anderen wollen wir Probleme mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit zuerst lösen.
Es liegt auf der Hand, dass diese Liste priorisierter Risiken für jedes Unternehmen anders aussehen kann – wenn nicht gar muss.
Hier im Beitrag gehe ich nur auf wenige unserer eigenen Punkte ein.
Wenn Sie Hilfe brauchen, eine solche Liste für ihr Unternehmen systematisch und methodisch nachvollziehbar zu erstellen, wenden Sie sich gerne an meine Kollegen oder mich.
Ich schenke Ihnen sogar den ersten Workshop-Tag, Sie werden sehen, wie aufschlussreich und sogar gewinnbringend schon diese wenigen Stunden investierte Zeit sind.
Was soll uns schon passieren, wir sind doch von Gas nicht abhängig?!
Das Risiko ist hier für uns in erster Linie die Auswirkung auf die Stromnetze. Ist zu wenig Gas da, um die 30% Strom zu erzeugen, die wir in Deutschland in Gaskraftwerken gewinnen, dann drohen instabile Verteilnetze und geplante oder ungeplante Abschaltungen von Teilnetzen.
Dabei können wir als Unternehmen keinen Einfluss darauf nehmen, ob oder wann so etwas passiert. Wir können es auch nicht gut prognostizieren. Wir können nur den Spekulationen in Medien lauschen und unsere Risikobewertung anstellen.
Da wir aber in vielen Ebenen unserer Wertschöpfung direkt abhängig sind von elektrischer Energie, ist ein Blackout unser größtes Risiko.
Da sind neben unserer Entwicklungsumgebung, die natürlich teils auf unseren Servern läuft, auch die Server im Rechenzentrum zu beachten, auf denen wir Cloud-Dienste für unsere Kunden bereitstellen. Ohne Strom sind wir nicht lieferfähig!
Dieses Risiko ist für uns in viele Teilrisiken untergliedert, einige davon durch unsere eigenen Dienstleister zu lösen, andere durch uns.
Was hat das nun mit IoT zu tun (außer, dass wir mit Strom in der Lage sind, IoT Lösungen zu entwickeln und ohne Strom nicht einmal, diese Lösung anzubieten)?
Mit IoT können wir gezielt die Verbraucher im Büro steuern, die gerade gebraucht werden. Unser System schaltet die Server ab, die im Fall eines Black-Outs nicht gebraucht werden. Und das in Abhängigkeit davon, ob jemand am Standort im Büro ist oder nicht.
Zudem werden Services in unseren Docker-Nodes abgeschaltet, um den Stromverbrauch der laufenden Server ebenfalls zu reduzieren, um die Reichweite der Notstromversorgung zu erhöhen.
Um im Fall eines Stromausfalls wirklich per IoT etwas zu steuern, braucht man schon wirklich gute Ideen und die richtige Hardware und Software-Architektur!
Bevor Sie fragen: Nein, die Ideen verschenke ich nicht…
Smart-Home ist nur was für Privathaushalte?
Wir haben im Rahmen der Mitigation von Blackouts erkannt, dass Smart-Home Komponenten in Kombination mit „echten“ IoT/IIoT Geräten großen Nutzen erzeugen. Bei genauer Betrachtung der Szenarien fällt auf, dass zeitgesteuerte Regeln in vielen Fällen eine unzureichende Näherung sind.
Ist ein kaltes Büro ein Risiko?
Wir sind ein Software-Unternehmen, gemeinhin können wir also unsere Tätigkeit zu jeder Tages- und Nachtzeit und von überall erledigen. Unsere Büros in Hilden und Korschenbroich stehen viele Tage im Monat leer, weil sich in der Corona-Zeit alle an das Arbeiten vom heimischen Schreibtisch gewöhnt haben.
Also drehen wir doch die Heizung schonmal ab, immerhin wollen wir ganz allgemein in Deutschland den Gasverbrauch reduzieren, und unsere Büroheizungen hängen nun einmal an Gas-Thermen.
Nun ist die landläufige Meinung, dass wir Software-Nerds ja eh nur zuhause vor dem Bildschirm hocken und untereinander maximal per Teams oder Slack chatten: glücklicherweise falsch!
Damit wir gute, intuitive Software schreiben können, ist das oberste Gebot: Kommunikation. Und zwar viel und intensiv. Und das geht nach wie vor am Besten, wenn man sich auch „Live“ in die Augen sehen kann und gemeinsam Flipcharts und Whiteboards bemalt.
Während es im privaten Haushalt zunächst einmal ärgerlich und nach kurzer Zeit auch unangenehm ist, wenn die Heizung aus ist – im Büro gelten sogar Arbeitsschutz-Gesetze, die mir als Arbeitgeber bestimmte Mindesttemperaturen vorschreiben.
Bisher haben wir uns insbesondere am Standort Korschenbroich wenig um die Heizung gekümmert: die war zentral gesteuert und eher zu warm als zu kalt eingestellt, wir haben unsere Nebenkosten nach Wärmezähler bezahlt und gut.
Intelligent Heizen im Büro?
Wir regeln jetzt die Heizung nach Bedarf per Smart-Home Steuerung. Da es eine sehr alte Fußbodenheizung ist, ist die Latenz sehr groß.
Da wir im Zuge der Verweisung der Büros während der Corona-Lockdowns entschieden haben, unsere Arbeitsplätze auch fürs Co-Working anzubieten, haben wir bereits unser Produkt ViSITS als Buchungssystem für die Arbeitsplätze und Besprechungsräume eingesetzt.
Wenn wir nun unsere Termine im Büro planen, wird der Heizungssteuerung signalisiert, dass am Montag um 8 Uhr der Raum auf 20 Grad geheizt sein muss. Und ein Präsenzmelder sorgt dafür, dass die Heizung wieder herunterregelt, wenn keiner mehr am Standort ist.
Und dank einer Alarmierung bekommen die Mitarbeiter, die sich im Büro verabredet hatten Bescheid, falls die Heizung wegen abgedrehtem Gashahn nicht läuft und es zu kalt sein wird im Büro.
Dann ist das Home-Office vielleicht doch die bessere Idee…
Und wenn es doch der flächendeckende Blackout ist?
Dann treffen wir uns zum Schlittschuhlaufen auf dem eingefrorenen Weiher, trinken heißen Tee vom Camping-Kocher und „wintergrillen“ auftaugefährdetes Tiefkühlgut ganz ohne IoT und total analog!
Foto von Timo Newton-Syms
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